Meet our scientists: Jenny Turton

Heute sprechen wir mit Dr. Jenny Turton, die derzeit Senior Science Advisor für eine gemeinnützige Organisation namens Arctic Frontiers in Tromsø, Norwegen, ist. Vor ihrer Rolle dort war Jenny Forscherin im GROCE-Projekt (Teilprojekt 8) und wird in diesem Blog über ihren Karriereweg und Möglichkeiten für wissenschaftliche Arbeit außerhalb des traditionellen akademischen Weges sprechen.  

Wann und wie wurde du dein Interesse für Naturwissenschaften geweckt?

Seit ich denken kann, wollte ich Meteorologin werden. Na ja… am Anfang wollte ich Wettermoderatorin im Fernsehen werden. Ich entschied mich für ein etwas breiteres Studium an der Universität in Geowissenschaften mit Geographie im Bachelor, gefolgt von einem Master in Umweltwissenschaften an der Lancaster University in Großbritannien. Der Master war ein „Master by Research“ („Master mit Forschungsschwerpunkt“), also verbrachte ich ein Jahr damit, für meine Abschlussarbeit zu recherchieren, und dann entschied ich, dass eine Promotion der richtige Weg für mich ist.  

Die Arktis hat dich schon immer interessiert?

Anfangs galt mein Interesse den Extremen – wobei extreme Niederschläge der Schwerpunkt meiner Masterarbeit waren. Aber ich habe Schnee schon immer geliebt und als ich die Ausschreibung für das Promotionsthema sah, an dem ich gearbeitet habe, war ich sofort begeistert! Meine Promotion fand am British Antarctic Survey und der University of Leeds statt und konzentrierte sich auf die Auswirkungen von Föhnwinden (warme, trockene Fallwinde) auf das Larsen-C-Schelfeis auf der Antarktischen Halbinsel. Erst als ich im September 2017 zum GROCE-Projekt kam, verlagerte sich mein Fokus auf die Arktis. 

Wie bist du dazu gekommen, Grönland zu erforschen?

Das Teilprojekt von GROCE, an dem ich gearbeitet habe, war meiner Promotion sehr ähnlich – atmosphärische Modellierung unter Verwendung des "Weather Research and Forecasting" (WRF)-Modells, um die Auswirkungen synoptischer Wetterbedingungen auf die Gletscher zu untersuchen. Nur ein anderer Pol als das, woran ich zuvor gearbeitet hatte. Ich bin jedoch sehr froh, dass ich mit der Arbeit an Grönland und der Arktis begonnen habe, da es ein faszinierender Teil der Welt ist, den ich jetzt mein Zuhause nenne (Norwegische Arktis – nicht Grönland). 

Was war dein Beitrag zu GROCE und was war aus deinen Sicht das spannendstes Ergebnis?

Veröffentlichungen werden immer als wichtiger Beitrag aufgeführt, und ich hatte einige davon durch GROCE, aber ich denke, meine größten Beiträge waren in Bereichen wie Wissenschaftskommunikation und Aufbau eines Netzwerks. Durch das GROCE-Projekt konnte ich mit vielen internationalen WissenschaftlerInnen zusammenarbeiten und neue Erkenntnisse über die Wechselwirkung zwischen Atmosphäre und Oberflächeneis in Grönland und anderen gebirgigen Teilen der Welt gewinnen. Darüber hinaus war ich an Öffentlichkeitsarbeit wie Podcasts, Radiosendungen, Nachrichtenartikeln und Veranstaltungen beteiligt, die das GROCE-Projekt und die Region Nordostgrönland einem neuen Publikum vorstellten.

Eines der interessantesten Ergebnisse war die Untersuchung der Veränderungen des supraglazialen Seegebiets, der Lage und der Eigenschaften über dem Eisstrom im Nordosten Grönlands und die Verfolgung ihrer Veränderungen über mehrere Jahre. Wir haben eine Kombination aus Beobachtungen, Fernerkundungsprodukten und Modellierung verwendet, um die jährlichen Veränderungen aufgrund der meteorologischen Bedingungen zu untersuchen. Wir haben auch festgestellt, dass Schmelzseen in höheren Lagen als zuvor auftreten – eine besorgniserregende, aber nicht überraschende Reaktion auf die Klimaerwärmung in dieser Region. 

Wie wichtig ist deiner Meinung nach die Wissenschaftskommunikation?

Immens wichtig. Ich bin seit fast einem Jahrzehnt in der Wissenschaftskommunikation und über eine Reihe verschiedener Medien tätig. Ich denke, wir haben als WissenschaftlerInnen die Verantwortung, unsere Wissenschaft und Ergebnisse genau und angemessen zu kommunizieren. Es gibt auch viele Möglichkeiten, dies zu tun – über Schulen und Universitäten, an LehrerInnen und Erzieher,Innen an politische EntscheidungsträgerInnen, an Unternehmen und an ihre Familie und FreundInnen. Ich freue mich auch, dass eine Reihe von Universitäten jetzt Kurse zur Wissenschaftskommunikation anbieten und dass dies zu einer Voraussetzung für viele Forschungsanträge wird. Ich denke, es kann auch eine großartige Karriereoption sein – JournalistInnen, KommunikationsberaterInnen, AnbieterInnen von Öffentlichkeitsarbeit und AutorInnen können sich alle auf die Wissenschaft konzentrieren. 

Wo hast du von Arctic Frontiers erfahren?

Apropos Wissenschaftskommunikation… über Twitter. Ich bin einem Wissenschaftler auf Twitter gefolgt, der den Job vor mir hatte. Arctic Frontiers ist eine gemeinnützige Organisation, die WissenschaftlerInnen, politischen EntscheidungsträgerInnen, Unternehmen und lokale Gemeinschaften in der Arktis zu Diskussionen über alle Aspekte der Arktis zusammenbringt – vom Klimawandel über die Energiewende bis hin zur Demografie. Ich verantworte die wissenschaftliche inhaltliche Weiterentwicklung unserer Diskussionen und Veranstaltungen und bin nach wie vor in verschiedene Forschungsprojekte involviert. Ich kann auch täglich Wissenschaft kommunizieren, was ich liebe! 

Wie hilft dir deine frühere Erfahrung in der Forschung jetzt bei deiner Arbeit mit Arctic Frontiers?

Ich verstehe den Druck, die Zeitbeschränkungen und die Zeitvorgaben der Wissenschafts- und Forschungswelt. Daher weiß ich, wann ich mich am besten an WissenschaftlerInnen wenden und wie ich sie in unsere Arbeit einbeziehen kann. Außerdem kenne ich einige WissenschaftlerInnen (meist der Physik), die in der Arktis arbeiten oder viel Erfahrung haben, also binde ich sie regelmäßig in mein Netzwerk ein. Obwohl mein Wissenschaftsgebiet ziemlich spezifisch auf Atmosphärenwissenschaft und Oberflächenglaziologie ausgerichtet war, habe ich während meiner Forschungsjahre mit OzeanographInnen, GlaziologInnen, GeologInnen, KlimatologInnen, ÖkologInnen und vielen anderen Disziplinen interagiert. Ich engagiere mich auch in der European Geosciences Union (EGU), wodurch ich mir einen breiten Überblick über andere geowissenschaftliche Disziplinen und politische EntscheidungsträgerInnen verschaffen kann. Schließlich habe ich an vielen Konferenzen, Workshops und wissenschaftlichen Veranstaltungen teilgenommen, sodass ich einige Beiträge zur Struktur und Organisation solcher Veranstaltungen leisten kann. 

Hast du in deinem derzeitigen Job etwas gelernt, das deiner Meinung nach dazu beitragen könnte, dass deine Forschung einen größeren Einfluss auf die Gesellschaft hat?

Ja! Ich wünschte, ich hätte an breiteren, interdisziplinären Konferenzen und Veranstaltungen teilgenommen, um meine Forschung vorzustellen. Es kann sehr vorteilhaft sein, die eigenen neusten Arbeiten auf sehr spezifischen Konferenzen zu präsentieren und hervorragendes Feedback zu erhalten. Aber um auch politische EntscheidungsträgerInnen, lokale Gemeinschaften und WissenschaftlerInnen aus verschiedenen Bereichen einzubeziehen, sind interdisziplinäre Konferenzen sehr wichtig. Ich behalte immer noch einen Fuß in der Forschungswelt und werde bald eine neue Veröffentlichung herausbringen, also werde ich wahrscheinlich meinen eigenen Rat befolgen und meine Ergebnisse einem breiten Publikum präsentieren!