Meet-our-scientists: Markus Reinert, Ozeanmodellierer

Heute lernen wir Markus Reinert (Teilprojekt 9) kennen. Er entwickelt hoch-aufgelöste Modelle von Gletscherfjorden, denn er möchte herausfinden, wie der Ozean die grönländischen Gletscher zum Schmelzen bringt. Markus wird als Doktorand am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde in Rostock (IOW) von Professor Hans Burchard betreut.

Markus, woher kommt deine Faszination für die Erforschung Grönlands?

Das fing schon mit meinem Masterstudium an. Als ich einen passenden Studiengang für mich suchte, setzte ich mir zum Ziel mit meinem Physik- und Mathematik-Verständnis an der Erforschung des Klimawandels mitzuwirken. Deshalb spezialisierte ich mich in Ozean- und Klimaphysik am Europäischen Institut für Meeresstudien (IUEM) in Brest, Frankreich. Dort studierte ich die Physik verschiedener klimarelevanter Prozesse (z.B. des Treibhauseffekts) und entwickelte zudem praktische Fähigkeiten im Aufbau und der Verwendung von Computersimulationen des Ozeans. Im Fachjargon nennen wir solche Simulationen „numerische Modelle“. Nach meinem Studium war ich hochmotiviert diese Kompetenzen weiter einzusetzen und entschied mich deshalb für eine Promotion in physikalischer Ozeanographie. Das GROCE-Projekt ist dabei perfekt für mich: Grönland ist einer der Orte der Erde, die sich aktuell am stärksten erwärmen! Deshalb finde ich es unglaublich wichtig, die dortigen Auswirkungen der globalen Erwärmung genau zu untersuchen und zu verstehen.

Worin liegt konkret dein Beitrag zum GROCE-Projekt?

Mein Beitrag zum GROCE-Projekt wird eine detaillierte Beschreibung der Prozesse im Ozean sein, die das Schmelzen des 79°N-Gletschers bewirken und beeinflussen. Dabei liegt mein Fokus auf „subglazialem“ Schmelzen, das heißt Schmelzen, welches an der Unterkante der Gletscherzunge geschieht. Da die Eiszunge des Gletschers auf dem Meerwasser im Gletscherfjord schwimmt, gehen wir davon aus, dass die Eigenschaften des Ozeans, also Temperatur und Salzgehalt, einen starken Einfluss auf die Schmelzrate haben. Eine unserer Fragen ist dabei: Wie viel schneller schmilzt der Gletscher, wenn der atlantische Ozean wärmer und salziger wird? Aus unserer Prozessstudie werden wir außerdem eine sogenannte „Parametrisierung“ gewinnen. Dabei handelt es sich um eine korrekte mathematische Beschreibung des Schmelzvorgangs, die effizient in großskalige Klimamodelle eingebaut werden kann.

Was möchtest du am Ende des GROCE-Projekts erreicht haben?

Mein erstes Ziel besteht in der Entwicklung einer hoch-aufgelösten Simulation des 79°N-Gletscherfjords. Dieses Modell wird uns dabei helfen, zu beschreiben und zu erklären, wie der Ozean das Abschmelzen der Gletscherzunge bewirkt. Unsere Ergebnisse sollen dann in die großskalige Simulation der Eisschild–Ozean-Wechselwirkung unserer Kolleg:innen im GROCE-Teilprojekt 2 eingebaut werden.
Wenn ich meine Promotion abgeschlossen habe, möchte ich einen wichtigen Beitrag in der Klimamodellierung geleistet haben. Ich hoffe, dass meine Detailstudie des Schmelzvorgangs am 79°N-Gletscher eine bessere Vorhersage der zukünftigen Entwicklung des Klimas ermöglichen wird.


Markus' neueste wissenschaftlichen Veröffentlichungen findest du 
auf seiner Webseite. Um über seine Arbeit auf dem Laufenden zu bleiben, folge @ReinertMarkus auf Twitter.

16. August 2021