Gletscher in Nordost-Grönland


Im Nordosten Grönlands befindet sich ein riesiger Eisstrom, der Eis weit aus dem Inneren des Eisschildes zur Küste transportiert. Über 10% des gesamten Festlandeises von Grönland fließen hier maßgeblich über zwei große Gletscher ab: Zachariæ Isstrøm und Nioghalvfjerdsbræ. Letzterer wird auch als 79°N-Gletscher bezeichnet und ragt weit auf den Ozean hinaus: 80-km lang ist seine schwimmende Gletscherzunge unter der das Ozeanwasser zirkuliert. Die Gletscherzunge des Zachariæ Isstrøm ist hingegen in den letzten Jahren dem Klimawandel zum Opfer gefallen - er zieht sich stark zurück und immer wieder brechen riesige Eisberge an seiner Kalbungsfront ab ...

Regionale Unterschiede

Bislang war der Eisverlust vorwiegend an Grönlands südöstlichen und westlichen Auslassgletschern und den peripheren Gletschern zu beobachten [22,23,32,33,34], in deren Fjorden warmes Atlantikwasser aus dem subpolaren Nordatlantik zirkuliert. Der Rückgang der Gletscher dort setzte zeitgleich mit der Akkumulation und Erwärmung von Atlantischem Wasser ein [35]. Aber in den vergangenen Jahren ist die Erwärmung des Nordatlantiks auch bis in das Europäische Nordmeer und die Arktis vorgedrungen [36,37]. Daraus ergibt sich die Frage, inwieweit diese Erwärmung auch die marin terminierenden Gletscher an der Nordostküste Grönlands erreicht hat, die bis vor wenigen Jahren noch als stabil galten. Dort befindet sich der einzige großen Eisstrom Grönlands, der „Northeast Greenland Icestream“(NEGIS), der über drei Gletscher drainiert: Zachariæ Isstrøm, Nioghalvfjerdsbræ (auch 79°N-Gletscher genannt) und Storstrømmen Glacier.
 

Der 79°N-Gletscher und Zachariæ Isstrøm

Der mächtigste, derzeit noch am Anfang des Rückzugs stehende Gletscher, ist der 79°N-Gletscher (Abbildung 1). Seit einigen Jahren verliert auch dieser Gletscher Masse durch Beschleunigung [38]. Sein unmittelbarer Nachbar, der Zachariæ Isstrøm, hat dagegen in den vergangenen Jahren fast seine gesamte Eiszunge eingebüßt und sich in Folge dessen beschleunigt und einen Rückzug der Aufsetzlinie erfahren und ist damit heute ein sogenannter Tidewater Gletscher (Abbildung 1a). Beide Gletscher zusammen drainieren über 10 % des gesamten grönländischen Eisschildes, sodass eine Erhöhung des Massenverlusts durch sie signifikante Änderung am gesamten Beitrag Grönlands zum Meeresspiegelanstieg bedeutet. Der Ausstrom von Eis hat sich durch die Erwärmung von Ozean und Atmosphäre für beide Gletscher durch Beschleunigung erhöht [38]. In unserem Forschungsvorhaben GROCE untersuchen wir dieses Zusammenspiel zwischen Atmosphäre - Ozean - Gletscher - Eisschild im Detail - um einen besseres Prozessverständnis zu erlangen.